Von der Gründung bis zur Auflösung

Um das Jahr 1977 herum waren progressive Rockbands wie ELP, Genesis oder VDGG beim deutschen Publikum sehr populär. Der Erfolg dieser Giganten des progressiven Rocks erweckte bei vielen jungen deutschen Musikern den Wunsch, ebenso berühmt und erfolgreich zu sein und so entwickelten sie ihr musikalisches Talent in einer ähnlichen Richtung.

 

Dies war auch der Fall bei zwei jungen Musikern aus Dorsten, einer kleinen Stadt im Nordosten des Ruhrgebietes: Jochen Kirsten (geb. 1956), Keyboarder und Klavierschüler an der örtlichen Musikschule mit einer über zehnjährigen klassischen Ausbildung und Ludger (Sammy) Samson (geb. 1958), ein autodidakter Bassist, der bereits in zahlreichen anderen lokalen Bands als Bassist, Gitarrist und Drummer Erfahrung gesammelt hatte. Beide kannten sich von der Schule und hatten eine ähnliche Affinität, so dass sie sich einfach dazu entschieden, eine eigene Band mit Ausrichtung zum progressiven Rock zu gründen.

 

Der multi-talentierte Sammy spielte anfangs Bass, Gitarre und Drums, doch das Duo musste sich schnell zur Verstärkung einen „Fulltime“-Drummer suchen, den sie mit Martin Breuer (geb. 1960) fanden. Martin hatte bereits in der Band NERVENSCHOCK

gespielt und war ein guter Freund von Jochen. Er nahm anfangs Unterricht beim Schlagzeuger der Philharmonica Hungarica, entwickelte sich dann aber
als autodidakter Musiker weiter. Jochen und Martin entschieden sich dazu, die Band TRILOGY zu nennen, da sie zum einen aus drei Musikern bestand und musikalisch sehr stark beeinflusst wurde vom vierten Album der Gruppe ELP, welches ebenso den Titel „Trilogy“ trug. Da keiner der Musiker singen konnte, entwickelten die Musiker ein rein instrumentales Repertoire mit dem Hang zu ausgearbeiteten, langen Musikstücken, bei denen Jochens Arbeit an der Hammond im Vordergrund stand. Für die Kompositionen waren Jochen und Martin verantwortlich. Vor den ersten Proben entwickelten die einzelnen Musiker bereits ihre eigenen rhythmischen und harmonischen Patterns.

Die erste voll ausgearbeitete Komposition hieß TREIBSAND, schnell gefolgt von VENICE. Innerhalb weniger Monate hatte so die Gruppe ein Repertoire von 45 Minuten erstellt, welches nur ein von TRIUMVIRAT gecovertes Stück enthielt: „March To The Eternal City“ von dem berühmten Konzeptalbum „Spartakus“.

 

Glücklicher Weise verfügte die Band über sehr hochqualitative Instrumente: Jochen besaß neben einer Hammond einen Mini-Moog, Sammy spielte einen Fender Precision Bass und Martin ein Drumset von Sonor.

 

TRILOGYs erster Live-Auftritt war am 24. Oktober 1977 in der Geburtsstadt Dorsten. Es wurde zwar schon eine kleine Lichtanlage eingesetzt, doch entschied sich die Band für ein sauberes, unspektakuläres Auftreten und konzentrierte sich voll auf ihre Musik. Sammy sorgte mit seinem extrovertierten Auftreten im weißen Overall für die nötigen Showelemente.

 

Um den Sound zu bereichern, rekrutierte die Band schnell einen Gitarristen:  Horst Knieps. Damit entfernte man sich auch dem anfänglichen starken musikalischen Einfluss der Gruppe ELP und entwickelte eine eigenständigere, sehr harmonische  Musik mit vielen instrumentalen Experimenten.

 

1978 gewann die Gruppe einen Bandwettbewerb namens Vest-Rock in Recklinghausen, ebenfalls einer Stadt im Ruhrgebiet. Kurz darauf verließ Horst wieder die Band und wurde durch Peter Temminghoff ersetzt. Guido Harding (geb. 1958), der ebenfalls Keyboarder war und mit seiner Melodic-Rockband TOPAS an diesem Wettbewerb teilgenommen hatte, stieß kurz darauf auch zu TRILOGY. Zum Glück war die Band zu der Zeit auf der Suche nach einem zweiten Keyboarder, um das Quartett zu erweitern. Der zweite Keyboarder wurde gebraucht, um die Musik um die Elemente Improvisation und freies Solospiel zu erweitern, damit sich Jochen noch stärker auf das Spielen der komplexen rhythmischen Patterns und Melodien konzentrieren konnte. Darüber hinaus ermöglichte die Hinzunahme von Guido der Band, solch komplexe Keyboard-Arrangements zu verwirklichen, wie es für Jochen allein unmöglich gewesen wäre. Guido hatte wie Jochen ebenfalls eine klassische Ausbildung und bereits in einigen Rockbands gespielt, wie beispielsweise GOOD VIBRATION, in der auch Sammy kurzzeitig mitgespielt hatte. So wurde TRILOGY zum Quintett und adaptierte das bestehende Repertoire auf diese neue Formel unter Beibehaltung ihres bisherigen Namens.

 

Merlin W. Frank, Herausgeber und Inhaber eines Musikmagazins, war Mitglied der Jury des Vest-Rock Wettbewerbs. Er war sofort begeistert von TRILOGY´s Musik und bat umgehend den Toningenieur und Elektronikspezialisten Wolfgang Bongertz (ebenso ein Rockmusiker und Verfasser der technischen Sparte in Frank´s Musikmagazin „Spotlight“, später umbenannt in „Musik Spezial“) TRILOGY´s Debutalbum zu produzieren. Wolfgang setzte sich daraufhin sofort mit der Band in Verbindung. Diese akzeptierte Frank´s Angebot sofort, obwohl sie zunächst misstrauisch war, da es keinen Produktionsvertrag gab, ein Verlag gefunden werden musste  sowie eine Plattenfirma, die TRILOGY unter Vertrag nehmen sollte.

Nach einer Hörprobe war Wolfgang damit einverstanden, bis auf das Stück „Treibsand“ TRILOGY´s gesamtes Repertoire für die erste LP zu nehmen. Er fand, dass es zu lang sei, um es zusammen mit den anderen Stücken auf eine LP zu pressen.

 

Wolfgang besaß eine 8-Spur Bandmaschine und ein altes Studiomischpult. Mit diesem Equipment nahm er TRILOGY in einem ehemaligen, zum Band-Übungsraum umfunktionierten Kühlraum in Düsseldorf auf.  Die Aufnahme-Sessions zogen sich über 2 Wochen im Januar und Februar 1979. Manchmal arbeitete die Band mehr als 10 Stunden pro Tag.

 

Während der Aufnahmen war die Band mit Peter´s Ausführungen zum Teil nicht zufrieden, weshalb er letztendlich gegen Detlef Deeken (geb.1954) ausgetauscht wurde, der wie Guido früher Mitglied in der Band TRIANON war und die Gitarren-Parts komplett neu einspielte. Mangels ausreichender Anzahl von Aufnahmespuren konnte nicht mit sogenannten Overdubs gearbeitet werden. Jeder Musiker wurde separat aufgenommen: Zuerst die Rhythmus-Sektion, später dann die Harmonien und zuletzt die Solo-Parts in Wolfgangs Apartment, da der Übungsraum nicht länger zur Verfügung stand. Bei den Tracks „Andy“ und „Crowded“ spielte der damalige Band-Roadie und Beleuchter Andy Langenhorst Percussion. Das gesamte Album wurde schließlich in dem damals bekannten Studio „Zuckerfabrik“ in Stuttgart gemastered.

 

Als das Master-Tape schließlich fertig war, bekam die Band Probleme. Merlin W. Frank wollte die Bänder haben. Er war auf der Suche nach einer Plattenfirma, die sie aufkaufen würden, da er die Studiokosten der Band nicht übernehmen konnte.

 

Am Ende wurden Master-Tape und die Mehrspuraufnahmen an das Label von Klaus Schulze verkauft. Aber außer der Tatsache, dass Schulzes Label Warner Bros aus Gründen der Steuerabschreibung die Bänder zurückkaufte, gab´s kein wirkliches Interesse an der Veröffentlichung des Albums.  So wurden die Mehrspurbänder gelöscht und in Schulzes Studio mit anderem Material überspielt während das Mastertape in seinem Büro liegen blieb.

 

Zum Schrecken von TRILOGY lag deren Werk nun unbenutzt in der Schublade von Klaus Schulze in Norddeutschland und die Hoffnungen auf das erste Album waren dahin. In ihrer Verzweiflung riefen sie Wolfgang Bongertz an, das Mastertape wieder zu beschaffen. Zusammen kontaktierten sie Schulze und brachten ihn dazu, das Band zurück zu geben.

 

Wolfgang Bongertz war inzwischen Sub-Editor der deutschen Ausgabe der Musikzeitschrift „International Musician and Recording World“ geworden. Dies brachte ihm viele neue Kontakte in der Musikindustrie, erzeugte jedoch auch den Eindruck bei ihm, dass TRILOGY´s Musik bald unpopulär und es immer schwerer werden würde, damit erfolgreich zu werden. Deshalb fragte er Cain, ein kleines, unabhängiges Label aus Bottrop-Kirchhellen, das Album zu veröffentlichen.

Das Album erschien dann endlich im September 1980, über ein Jahr nach Beendigung der Aufnahme-Sessions. In all diesem Hin und Her um das Erscheinen dieses Albums hatte die Band sich keine Gedanken um ein Cover oder einen Titel gemacht. Doch die zahlreichen Rückschläge und das lange Warten führten letztendlich in ironischer Weise doch zu dem passenden Titel: „Here It Is“.

 

Das Album wurde von Cain und Wolfgang promoted, welcher einige Promo-Copies an seine Kollegen der Musikpresse schickte. Die Resonanz auf das Album war sehr gut und führte zu einigen Air-Plays im Radio. Eine lokale Radiostation aus Bremen nutzte sogar einen der Tracks als Erkennungsmelodie einer populären Sendung. Ein ehemaliger Manager einer japanischen Schallplattenfirma informierte die Band aus heiterem Himmel, dass ihr Album nach Japan importiert wurde, wo scheinbar um die 15.000 Exemplare verkauft wurden, während es in Deutschland recht bescheiden über Bellaphon, Cains Muttergesellschaft, vertrieben wurde.  Es wurden insgesamt nur 3.000 Exemplare verkauft; die Endzeit für progressiven Rock war gekommen. Auch Cain erwies sich am Schluss als unzuverlässig und inkompetent, so dass TRILOGY niemals erfuhr, wie viele Platten tatsächlich gepresst und auf den Markt gebracht wurden.

 

Trotz der unzähligen „Ups and Downs“ machte die Band “brav weiter” und spielte auf vielen Gigs als Headliner und Festivals in der Umgebung vor 200 bis 500 Zuschauern. Die Show dauerte nun eineinhalb Stunden und beinhaltete z.T. längere Versionen der Studioversionen sowie das nicht veröffentlichte Stück „Treibsand“, welches gleichermaßen von der Presse wie auch dem Publikums favorisiert wurde.

 

1981 initiierte die Rockinitiative Dorsten ein Schallplattenprojekt für lokale Bands, zu dem TRILOGY auch ein bislang unveröffentlichtes Stück beitragen sollte. In wenigen Stunden wurde das Stück „Treibsand“ als Beitrag für diesen Sampler aufgenommen.

Ab 1982 entschied sich die Gruppe für eine neue musikalische Richtung, kommerzieller und zugänglicher. Nun wurden verschiedene neue Stilrichtungen ausprobiert (mit einem Saxophonisten, mit einem Sänger), bevor man schließlich Detlef Golitz, einen Freund und ehemaligen Mitmusiker der Band Topas, als Sänger und zusätzlichen Gitarristen engagierte. Man schrieb nun kürzere Stücke mit deutschen Texten und baute jazzige Elemente ein. Hartmut Kracht ersetzte Sammy, dessen linke Hand nach einem tragischen Verkehrunfalls gelähmt war.

 

Die Band gewann weitere zwei Wettbewerbe, den Ruhr-Nachrichten Bandwettbewerb sowie den der „WDR Stadtmusik“. Beflügelt von diesen Erfolgen entschied sich die Band, ein zweites Album aufzunehmen. Dieses wurde 1984 im 24-Spurverfahren in Cain´s eigenem Studio innerhalb von 3 Wochen aufgenommen, produziert von dem englischen Rocksänger Bill Hurst. Aufgenommen von Toningenieur Klaus Oesterwind, zeigt dieses Album die neue musikalische Richtung, weg vom progressiven Rock, dafür Songs in deutscher Sprache, gesungen von Detlef Golitz. Während Hartmut Kracht lediglich als Bassist für die Aufnahmen des Albums und für einen einzigen Gig danach zur Verfügung stand, übernahm anschließend Rüdiger Smarra die permanente Rolle des Bassisten.

 

Da Cain kurz nach der Beendigung der Aufnahmen in Konkurs ging, wurde das neue Album unter dem Titel „Nachtlichter“ unter dem Label ETA veröffentlicht – doch ohne den erhofften Erfolg. In der Zwischenzeit hatte Detlef Deeken gelernt, Saxophon zu spielen, um den Sound der Band zu bereichern. Tragischerweise verstarb er kurz nachdem das Album veröffentlicht wurde.

 

Danach führte TRILOGY ihr neues Repertoire noch ein paar Mal auf, jedoch war die Resonanz des Publikums nicht wie erwartet. Auch spielte ein Teil der Band als Begleitband von Bill Hurst. Da ein Teil der Musiker durch ihre berufliche Situation weniger Zeit zum Proben fanden und musikalische Differenzen dazu kamen, löste sich TRILOGY im Jahre 1987 auf.

 

Von dem Original-TRILOGY-Lineup des Debutalbums sind heute nur Jochen und Guido beruflich in der Musikwelt tätig: Jochen als Musiklehrer am Gymnasium in Rheinberg, Guido als Geschäftsführer einer international tätigen Vertriebsfirma für professionelles Musik- und Studioequipment. Martin Breuer arbeitet als Creative Director bei einer international tätigen Werbeagentur, Ludger Samson zog es hingegen in die Politik.


 

Die Wiedergeburt

 

Doch Totgeglaubte leben bekanntlich länger. Wenn auch nicht mit großer Regelmäßigkeit treffen sich die Vier von Zeit zu Zeit, tauschen sich aus oder verwirklichen das eine oder andere Projekt. So konnte im April 2005 nach mehr als 20 Jahren ein Live-Gig zusammen mit der deutsch/englischen Gruppe LAKE realisiert werden, von dem es Video- und Audiomitschnitte gibt, die in naher Zukunft als DVD erhältlich sein werden. Vor ausverkauftem Haus konnte TRILOGY noch einmal beweisen, dass die Qualität in all den Jahren nicht gelitten hat.